Ein Kreditvergleich ist heute der erste Schritt zum Kredit. Zu dem Vergleich wird immer geraten, doch haben einige Verbraucher noch eine Warnung im Hinterkopf: Der Vergleich verschlechtert die Bonität. Aber ist das tatsächlich so oder handelt es sich dabei zwar um eine Tatsache, die aber längst veraltet ist? Und was hat es mit der Konditionsanfrage auf sich? Dieser Artikel schaut sich das einmal an.
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Was steckt hinter dem Gerücht?
Wenn in jeder Legende ein Funke Wahrheit steckt, so lässt sich das auch auf viele Gerüchte abwandeln. In der Tat war früher ein Kreditvergleich, bei dem der Kunde von Bank zu Bank ging, die Konditionen und Angebote abfragte und sich schließlich für ein Angebot entschied, nachteilig. Das hat mit der heutigen Situation jedoch nichts mehr gemein:
- Früher: Zinsabfrage – früher konnten die Banken bei der Schufa nur eine Zinsabfrage stellen. Diese wurde in der Schufa vermerkt und verglich der Kunde weitere Angebote, so sammelten sich die Zinsabfragen. Die Folge war leicht erkennbar. Denn die Schufa ging davon aus, dass bei mehreren Abfragen in einem kurzen Zeitraum alle vorherigen Banken die Kreditvergabe abgelehnt hatten. Der Vergleich von Angeboten war zu der Zeit nicht üblich, sodass die Zinsabfrage die Bonität durchaus verschlechterte.
- Heute: Konditionenanfrage – auch heute fragen die Banken bei der Schufa nach, wie es um den Kunden steht. Allerdings wird diese Konditionenabfrage eigens so genannt und sie unterliegt klaren Regeln. So ist sie nach außen hin nach wenigen Tagen nicht mehr sichtbar, sie hat keinerlei Einfluss auf die Bonität des Kreditnehmers und nach einem Jahr ist sie völlig aus der Schufa gelöscht. Auf diesem Weg lässt sich also eine unverbindliche Konditionsanfrage stellen.
Früher gab es schlichtweg nicht die unverbindliche Anfrage nach einem Kredit. Wer die Bank nach einem Darlehen fragte, musste immer davon ausgehen, dass die Bank eine echte Kredit- und Zinsanfrage stellte, die natürlich in der Auskunftsdatei vermerkt wurde. Durch die Masse der Vergleiche und den klaren Fakt, dass ohnehin jeder zum Vergleichen von Angeboten rät, ist diese Vorgehensweise obsolet.
Das Merkmal ›Konditionenanfrage‹
Das Wichtige bei den heutigen Kreditvergleichen und damit auch der große Unterschied zu früher, ist das Merkmal der Konditionenanfrage. Aber was bedeutet sie?
- Inhalt – die anfragende Bank erhält eine allgemeine Auskunft über den Kreditkunden. Letztendlich wird nur in Erfahrung gebracht, ob der Kunde seinen Verpflichtungen nachkommt oder ob dieser bereits Kredite standesgemäß zurückgezahlt hat. Diese Anfrage ist für die Bank wichtig, denn nach ihr kann sie dem Kunden ein Angebot erstellen.
- Neutral – die Konditionsanfrage ist Schufa-neutral, das heißt, aus ihr resultiert kein echter Eintrag. Normalerweise wird in der Schufa jegliche Anfrage gelistet: Die des Telefonanbieters bei einem neuen Vertrag, der Check, ob eine Ratenzahlung möglich ist, aber auch die Anfrage eines Kreditinstituts. Diese Einträge sind für mindestens zwölf Monate offen sichtbar und können sich, sofern sich ähnliche Einträge häufen, negativ auf die Bonität auswirken. Die Konditionsanfrage hingegen ist ein neutraler Eintrag. Für andere ist er nicht sichtbar, nur der Kunde selbst kann ihn bei einer Eigenauskunft einsehen. Nach zwölf Monaten wird er gelöscht. Somit hat er auch keinerlei Einfluss auf die Bonität.
Warum veränderte sich früher eigentlich die Bonität durch die häufigen Einträge? Das beruhigt auf zwei Gründen, denn einmal summierten sich die Anfragen in der Schufa, zum anderen konnten andere Banken diese Einträge einsehen. Oft wurde nun davon ausgegangen, dass der Kunde zuvor keine Kreditzusage erteilt bekommen hat, was wiederum zu höheren Zinsen des nächsten Angebots führte. Kam ein Kredit zustande, so war er nicht selten schlechtergestellt.
Bei der Konditionsanfrage ist dieses Problem nicht gegeben. Dennoch darf sie nicht mit Bonitätsanfragen verwechselt werden. Kommt es tatsächlich zu einem Kredit, so wird die Bank eine echte Anfrage stellen und die Bonität des Kunden auf den Prüfstand stellen. Solche Auskunftsgesuche werden als echter Schufa-Eintrag sichtbar eingetragen – wie auch der zustande kommende Kredit.
Was ist bei Krediten sonst noch zu beachten?
Möglichst günstige Kredite sind heute natürlich beliebt. Die Verzinsung orientiert sich an den Werten der Bank, gepaart mit der eigenen Bonität. Daher sollte immer das repräsentative Beispiel samt einer etwaigen angegebenen Zinsspanne beachtet werden. Letztere zeigt schlichtweg, wie niedrig die Zinsen bei einem Musterkunden und wie hoch sie bei einem gerade noch akzeptablen Kunden wären. Ansonsten gilt:
- Laufzeit – sie bestimmt mit über die Zinskosten, wobei die Kosten nicht besser als die persönliche Sicherheit gewertet werden dürfen. Wer eine zu hohe monatliche Rate akzeptiert, um die Zinsen niedrig zu halten, der könnte in Gefahr laufen, die Raten nicht begleichen zu können.
- Tilgungen – Sondertilgungen ohne eine zeitliche und höhenmäßige Begrenzung gehören zu modernen Krediten mit dazu. Auch die vorzeitige Ablöse ist immer häufiger kostenlos integriert.
- Sicherheiten – viele Kreditangebote arbeiten mit Ratenpausen. Diese sind bei längeren Laufzeiten immer empfehlenswert, da niemand sicherstellen kann, dass sich die finanzielle Situation nicht über die nächsten Jahre ins Negative verändert. Über die Ratenpause ist es erlaubt, nach kurzer Meldung natürlich, für einen fixen Zeitraum mit den Raten auszusetzen. Dadurch verlängert sich die Laufzeit.
Viele Kredite werden heute rein digital vergeben. Kunden können sich darauf bestens vorbereiten, indem sie wahlweise den Kontenblick erlauben, oder aber, ihre Gehaltsabrechnungen oder Einkunftsnachweise rechtzeitig abfotografieren. Die Verifikation und die Unterschrift erfolgen online. Diese Kredite können schon binnen 48 Stunden ausbezahlt werden, wenn es nicht zu zeitaufwendigen Rückfragen kommt.
Fazit – keine Nachteile durch Vergleiche
Die Furcht, dass ein Kreditvergleich (oder ein Vergleich anderer Art) sich heute noch negativ auf den eigenen Schufa-Score auswirkt, ist unbegründet. Dank der Konditionenanfrage entsteht durch die bloße Kreditanfrage kein Eintrag mehr, der sich negativ auswirken kann. Kreditnehmer müssen nur darauf achten, dass tatsächlich eine allgemeine Konditionsanfrage und keine echte Kredit- oder Bonitätsanfrage gestellt wird. Dieses Versehen passiert aber kaum noch einer Bank.
Titelbild: Photo by Glenn Carstens-Peters on Unsplash