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Geschrieben von: Robert Mertens

Seit 8 Jahren verfasse Ich Ratgeber zum Thema SCHUFA und Bonitätsprobleme

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Geoscoring: Einfluss des Wohnortes auf den SCHUFA-Score – Was ist dran?

Auf den SCHUFA-Score nehmen die verschiedensten Faktoren mal mehr, mal weniger erheblichen Einfluss. Nun ist auch noch die Rede von Geoscoring – die mögliche Einflussnahme des eigenen Wohnortes auf den personenspezifischen SCHUFA-Score. Was genau steckt dahinter und was bedeutet es, wenn der Wohnort in die Waagschale geworfen wird, um die Kreditwürdigkeit einer Person zu beurteilen? Einen Einblick ins Geoscoring und die vielfach damit verbundenen Probleme bietet Ihnen der folgende Überblick.

Definition Geoscoring: Wohnort als entscheidender Faktor für Bonität

Um den individuellen SCHUFA-Score einer Person zu ermitteln, greift die deutsche Wirtschaftsauskunftei seit jeher vor allem auf Informationen zum Einkommen der Person zurück. Für das Beantragen eines Bankkontos, einer Kreditkarte oder den Abschluss eines Raten- bzw. Leasingvertrages erfolgt ein Eintrag in die SCHUFA-Kartei. Ein Algorithmus berechnet automatisch den Score, der nun auch abhängig vom Wohnort sein soll (Quelle: meineschufa.de).

Das Geoscoring bewertet das jeweilige Wohngebiet im Hinblick auf die Anzahl der dort lebenden arbeitslosen Menschen und wie hoch die Anzahl der dortigen Schuldner ist. Des Weiteren finden Menschen mit sozialer Benachteiligung, aber auch Kriminelle besondere Berücksichtigung. Durch die Bewertung eines Wohngebietes als sozial schwache Region geht die Wirtschaftsauskunftei automatisch davon aus, dass die Kaufkraft in dieser Region niedriger als üblich ist. Die SCHUFA stellt einen Vergleich zwischen der sozial schwachen Region und den besser situierten Gegenden an, sodass die sich daraus ergebende Differenz den persönlichen SCHUFA-Score nach unten drücken kann (Quelle: gelbeseiten.de).

In besonderem Maße können sich daher beim Geoscoring die sozialen Brennpunkte und Hotspots einer Urbanisation mit sozial benachteiligten Personen auf den SCHUFA-Score eines dort lebenden Kreditnehmers negativ auswirken (Quelle: creditsun.de & creditsun.de). Da sich das Geoscoring an verallgemeinernden Annahmen bemisst, ist es äußerst umstritten. Im schlimmsten Fall könnte es demzufolge theoretisch passieren, dass eine Person mit einer hohen Kreditwürdigkeit allein aufgrund ihres Wohnortes als nicht kreditwürdig eingestuft wird.

Das große Problem beim Geoscoring für kreditwürdige Personen

Als besonders problematisch wird beim Geoscoring erachtet, dass die Kreditwürdigkeit einer Person mit der von Menschen, die den Durchschnitt dieser Region ausmachen, gleichgesetzt wird. Grundsätzlich kann nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass sich kreditwürdige Menschen in einer gut situierten Region niederlassen. Dafür gibt es eine Vielzahl von Gründen. Viele Menschen, die über einen festen Arbeitsplatz und demzufolge auch über ein gesichertes Einkommen verfügen, investieren dieses nicht unbedingt in den eigenen Wohnraum, sondern legen sich Geld für das Alter oder anderweitige Investitionen zurück. Selbst wenn die Möglichkeit bestünde, an einen Ort zu ziehen, kommt es für einige Personen aufgrund gestiegener Mieten nicht infrage. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass es sich um vererbten Wohnraum handeln kann. Dieser wird in vielen Fällen nicht gegen teuer zu bezahlenden Wohnraum eingetauscht.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der beim Geoscoring vielfach kritisiert wird, ist der zur Verfügung stehende Wohnraum. In vielen Regionen sind überhaupt nicht ausreichend Wohnungen zu bezahlbaren Mieten zu haben. Wäre bei einer Person aufgrund des Geoscorings die Bereitschaft zu einem Umzug gegeben, muss dieser aufgrund zu hoher Mietpreise oder nicht existenten Wohnraums nicht zwangsläufig möglich sein. Hinzu kommt, dass die Wohnungssituation oft in den urbanen Randbezirken günstiger als in den Stadtzentren ist. Die SCHUFA jedoch erachtet in den Randbezirken lebende Menschen als weniger kreditwürdig, als dies bei zentral lebenden Personen der Fall ist. Automatisch wird suggeriert, dass nur diejenigen, die zentrumsnah leben, über ein hohes Einkommen verfügen.

Grundlegendes Problem beim Geoscoring ist dementsprechend, dass die Wirtschaftsauskunftei die Statistik über den Mensch als Individuum und die tatsächliche Realität stellt. Umstände wie Wohnungsmangel und zu hohe Mietpreise machen es Menschen mit einem Wunsch nach lokaler Veränderung oft unmöglich, in Eigenregie etwas an ihrer Situation zu ändern. Von der SCHUFA in der Bonität abgestuft zu werden, verbessert diese Situation jedoch keineswegs.

Wie kommen kreditgebende Unternehmen überhaupt an die Information zum Wohnort?

Beim Blick auf das Geoscoring stellt sich die Frage, warum ein Unternehmen überhaupt in der Lage ist, sensible Informationen wie den Wohnort eines Kreditnehmers in die Bewertung einzubeziehen. Immerhin gilt in Deutschland die von der Europäischen Union verabschiedete Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO). Der Zweck, den die Datenschutzgrundverordnung verfolgt, ist, den Bürger mit seinen persönlichen Daten vor Preisgabe zu schützen. Aufgrund dessen ist es der SCHUFA nicht gestattet, persönliche Informationen wie den Wohnort ohne Weiteres an ein Unternehmen zu übermitteln, sodass dieses die Kreditwürdigkeit des Kunden per Geoscoring einschätzen könnte.

Geoscoring in der Praxis: Auflagen für kreditgebende Unternehmen

Trotz aller Kritik ist Geoscoring nach wie vor gelebte Realität. Allerdings erhalten abfragende Unternehmen Auflagen, wenn es um die Weitergabe standortbezogener Informationen einer Person geht. Bevor ein Unternehmen Kenntnis zu Ihrem Wohnort erlangt, muss es Sie im Vorfeld davon in Kenntnis setzen, dass Ihr Wohnort in die Berechnung Ihrer wahrscheinlichen Kreditwürdigkeit einbezogen werden soll. Des Weiteren werden Unternehmen verpflichtet, Ihren Wohnort nicht als ausschließliches Merkmal für eine Entscheidung zu Ihrer Kreditwürdigkeit anzusetzen. Entscheidend muss insbesondere Ihr persönliches Einkommen sein. Darüber hinaus müssen weitere bonitätsrelevante Kriterien Bestandteil einer Beurteilung Ihrer individuellen Kreditwürdigkeit sein.

Gut zu wissen ist außerdem, dass die SCHUFA einen häufigen Wechsel des Wohnorts ebenfalls negativ bewertet. Auch hier ist es nicht gestattet, Ihre Kreditwürdigkeit ausschließlich aufgrund von häufigen Umzügen infrage zu stellen. Geoscoring steht deutlich in der Kritik. Glücklicherweise gibt es jedoch seitens des Gesetzgebers Einschränkungen bei der Verwertung sensibler Standortinformationen.

Author
Robert Mertens

Experte rund um das Thema SCHUFA und Bonität

Ich bin Robert Mertens, ein erfahrener Autor und Experte rund um das Thema negative SCHUFA-Einträge und schlechte Bonität. Mit über 60 verfassten Artikeln und Gastbeiträgen in renommierten Zeitungen habe ich mich seit 2015 auf trotz-schufa.org als verlässliche Quelle für hochwertige, seriöse Informationen etabliert.

Obwohl ich keine formale Ausbildung im Finanzwesen habe, habe ich durch mein BWL- sowie VWL-Studium viel über Finanzen gelernt und mir darüber hinaus durch intensive Recherche sowie den Austausch mit Experten ein fundiertes Wissen aufgebaut.

Meine Artikel bieten Ihnen verlässliche und gut recherchierte Inhalte, die Ihnen dabei helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Ich möchte, dass Sie Ihre finanzielle Situation verbessern können und auch trotz negativer SCHUFA-Einträge oder schlechter Bonität, alle für das Leben notwendigen Verträge abschließen können.

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