Tanja Birkholz, Chefin der Wirtschaftsauskunftsdatei Schufa, sagt es mit deutlichen Worten: “Da braut sich definitiv etwas zusammen.” Eine hohe Inflationsrate, steigende Energiepreise und eine drohende Überschuldung bei Privatpersonen schlagen derzeit zu Buche – und aufs Gemüt! Frau Birkholz gibt sich in ihren Ausführungen bedenklich und äußert sich dennoch positiv zum “leichten Anstieg von Negativmeldung”.
Inhaltsverzeichnis
Entlastungspakete der Bundesregierung sind entscheidend
Die Schufa stellt nach Angaben der Geschäftsführerin fest, dass immer mehr Menschen Probleme mit dem Bestreiten ihres Lebensunterhaltes haben. Insbesondere bei Geringverdienern erwarte die Schufa-Chefin eine Nachbesserung in der Ausgestaltung der Entlastungspakete seitens der amtierenden Bundesregierung.
Die Sorgen treffen auf Zuspruch
Es kommt immer dann zu einem negativen Schufa-Eintraf, wenn Kreditnehmer ihren offenen Forderungen nicht im Rahmen der vereinbarten Zahlungsmodalitäten nachkommen können und dieser Umstand ein gerichtliches Mahnverfahren zur Folge hat.
Verbraucher, die beispielsweise ein Auto finanzieren, einen Kühlschrank kaufen oder eine Wohnung mieten möchten, erfahren durch die jeweiligen einen entsprechenden Bonitätscheck bei der Schufa. Die “Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung” wurde bereits im Jahr 1927 gegründet und besitzt eine schier unendliche Fülle an Informationen und Erfahrungswerten aus den vergangenen acht Jahrzehnten.
Wie Birkholz berichtet, seien 300.000 Bonitätsanfragen pro Tag durchaus im Bereich des Normalen. An Spitzentagen erreicht diese Zahl die Eine-Millionen-Grenze. Vor diesem Hintergrund sei eine Zunahme der Negativmeldung ernüchtern für Mensch und allgemeine Wirtschaft, so die Schufa-Chefin. Nick Jue, Chef der ING-Onlinebank teilt indes die Einschätzung und äußert in seinen Ausführungen dieselbe Sorge.
Der Aufbrauch von Erspartem hat längst begonnen
Eine weitere Bestätigung erfährt Schufa-Chefin Birkholz durch den Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, welcher seinerseits die Lage als “bedrohlich” einstuft. Seinen Ausführungen zufolge gebe es bereits “genügend” Familien, welche die monatlichen Ausgaben nicht mehr durch ihr Einkommen decken könnten. In diesem Zusammenhang führte er Prognosen von Sparkassen an, wonach deutsche Haushalte mehr als 60 Prozent für die Begleichung anfallender Lebenshaltungskosten einsetzen müssten.
Angesicht dieser sich mehrenden Warnungen im Hinblick auf möglicherweise eintretende Privatinsolvenzen dürfte die Verteuerung des täglichen Lebens derzeit keine allzu guten Aussichten stellen. Vielmehr werde sich die Überschuldungslage in Deutschland nach Auffassung von Patrik Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, “deutlich verschärfen”.
Verbraucher retten sich durch Kredite
Es ist nicht neu, dass Verbraucherinnen und Verbraucher einen Kredit zur Finanzierung des Lebensunterhalts aufnehmen. Allerdings wird diese Quote vor dem Hintergrund der aktuellen Wirtschafts- und Gemengenlage nach Auffassung von Birkholz deutlich ansteigen. Dabei gehe es längst nicht mehr um die Finanzierung einer Reise, sondern vielmehr um die Aufrechterhaltung der Existenz in einem sich zunehmend verschärfenden Umfeld.
Die Anzahl für Kreditanfragen ist nach Angaben der Schufa um 16 Prozent innerhalb der letzten zwölf Monate angestiegen. Die Zahl abgeschlossener Finanzierung ist um acht Prozent im gleichen Zeitraum gestiegen. Dabei gibt es eine beträchtliche Anzahl von Verbrauchern, welche keinen Kredit über die gängigen Kanäle erhielten.
Schufa verzeichnet deutliche Steigerung bei Konsumentenkrediten
Die Finanzierung bei Einkäufen auf Rechnung oder die Begleichung einer erhaltenen Ware bei Online-Shops erfuhr laut Frau Birkholz eine deutliche Zunahme. Das Prinzip von “Buy now, pay later” (BNLP) habe offensichtlich einen neuen Trend ausgelöst, wonach sich Verbrauch die bestellte bzw. augenscheinlich erworbene Ware nicht leisten können.
Dem Kaufrausch verfallen sei laut Birkholz der Anteil an den sogenannten Konsumentenkrediten seit 2020 bis Ende 2021 die Finanzierungsnachfrage um 20 Prozent angestiegen. Die Zahl der Kredite habe sich im gleichen Zeitraum um starke 30 Prozent erhöht. Auch hier geht die Schufa-Chefin von einer BNLP-Finanzierung aus, welche letztendlich zu einem höheren Schuldenverhältnis in der Bundesreplik führt.
Fehlende Kreditprüfung als Risiko zum Totalversagen
Kredite mit einem Volumen von bis zu 200, welche innerhalb von wenigen Wochen laut Finanzierungsvertrag sein wollen, gelten weitaus geringere Vergaberichtlinien. So entfällt zum Beispiel die sonst übliche Überprüfung der Bonität des Antragstellers. Gleiches gilt für sogenannte BNPL-Angebote, welcher speziell Verbraucher ansprechen und zum Kauf der jeweiligen Ware verlocken sollen.
Laut einer einstigen Commerzbank-Managerin entsteht das finanzielle Fiasko dann, wenn eine Kreditprüfung ausbleibt und die zusätzliche finanzielle Belastung dem Verschuldungsrisiko Auftrieb gibt.
Fazit
Die Daseinsberechtigung der Schufa ist angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen und ebenso politischen Entwicklungen unter keinen Umständen in Frage zu stellen. Sie ist oftmals ein viel kritisiertes Prädikat eines fehlgeleiteten Ansatzes deutscher Finanz- und Wirtschaftspolitik. Dem entgegen steht das Ziel der Schufa, alle Verbraucher in Deutschland vor einer Überschuldung zu bewahren und sich selbst zu hinterfragen. Sie schafft Bewusstsein und schützt sowohl Kreditnehmer als auch Kreditgeber vor Folgen, welche weitaus schlimmere Auswirkungen auf das persönliche Vermögen eines jeden Schuldner haben können.
Die hier angesprochenen Entwicklungen erscheinen in einem obsoleten Licht, wenn Sparsamkeit in die deutschen Haushalte Einzug hält und die spätere Bilanz von Frau Birkholz schlichtweg widerlegt werden kann.
In diesem Artikel sind die wichtigsten Informationen dem Artikel des Handelsblatts für Sie zusammengefasst.