Bereits vor Monaten wurde öffentlich bekannt, dass die schwedische Investorengruppe EQT die deutsche SCHUFA Holding AG übernehmen will. Kommt das Geschäft zustande, so würden die sensiblen Daten zu Zahlungsverhalten und Kreditverpflichtungen von rund 68 Millionen Privatpersonen und 6 Millionen Unternehmen den Besitzer wechseln.
In einem Beitrag vom 18.01.2022 beleuchtete die ARD-Nachrichtensendung “Tagesschau” das brisante Thema. Wir haben die Hintergründe und Zusammenhänge aus der Sendung hier für Sie zusammengefasst:
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Die SCHUFA Holding AG – ein höchst rentables Wirtschaftsunternehmen
Zwar hat die SCHUFA in Deutschland keine Monopolstellung, das Unternehmen gilt jedoch als größte und bedeutendste privatwirtschaftliche Wirtschaftsauskunftei des Landes. Etwa 165 Millionen Auskünfte zur Kreditwürdigkeit werden jährlich von Banken, Versicherungen, Handelsunternehmen und Privatleuten angefragt. Gegründet im Jahre 1927 als SCHUFA e.V. Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, erwirtschaftet das Unternehmen heute mit etwa 900 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von mehr als 200 Millionen Euro. Dabei wird die Gewinnspanne mit einer operativen Marge von einem Drittel ausgewiesen. So mag es nicht erstaunen, dass der Unternehmenswert bei Verkauf von Wirtschaftsexperten mit zwei Milliarden Euro angesetzt wird.
Namhafte Kreditinstitute wollen die Übernahme durch die EQT verhindern
Kein Einblick von ausländischen Finanzdienstleistern in die Daten der SCHUFA: So könnte der Schlachtruf einiger einflussreicher öffentlich-rechtlicher und genossenschaftlicher Kreditinstitute gegen ich SCHUFA-Übernahme durch die EQT lauten.
Es sind wichtige Aktionäre der SCHUFA selbst, die Widerstand gegen die Übernahme leisten, darunter die Volks- und Raiffeisenbanken, einige Sparkassen sowie die Nürnberger TeamBank. Letztgenannte hält allein 17,94 Prozent der SCHUFA-Aktien und reichte bereits Pläne zum “Erwerb einer Minderheitsbeteiligung” beim Kartellamt ein. Stabile Mehrheitsverhältnisse, beispielsweise realisierbar durch ein verbrieftes Vorkaufsrecht auf SCHUFA-Aktien, fordern ebenso Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Expertenschätzungen zufolge halten diese Aktionäre derzeit bereits etwa 47 Prozent der SCHUFA-Aktienanteile.
Entscheidungen des Kartellamtes stehen bisher aus
Laut Bundeskartellamt in Bonn haben die schwedischen Investoren dort inzwischen konkrete Pläne zur Prüfung vorgelegt: Konkret strebt die EQT eine Übernahme von bis zu 100 Prozent der Aktienanteile sowie die alleinige Kontrolle des Unternehmens an. Eine entsprechende Stellungnahme seitens der EQT liegt nicht vor. Die Entscheidungen des Bundeskartellamtes zu den von SCHUFA-Aktionären eingegangenen Anträgen befinden sich derzeit ebenfalls noch im Fluss.
EQT hat Expansionspläne
Wie bekannt wurde, wäre die Übernahme der SCHUFA für die schwedische Investorengruppe lediglich der Einstieg in das lukrative Geschäft mit den Bonitätsprüfungen von Kreditnehmern: Bekannt ist, dass die EQT mittel- und langfristige Pläne verfolgt, um ihre geschäftlichen Aktivitäten nach dem Vorbild der SCHUFA europaweit auszudehnen.