Bei den derzeit niedrigen Zinsen lohnt sich Sparen kaum. Eine nur geringe Inflation hält die Preise auf konstantem Niveau. Die Folge der insgesamt guten Konjunktion bei sinkenden Arbeitslosenzahlen: Der Konsum in Deutschland steigt. Damit nimmt auch das Interesse an der Aufnahme von Krediten zu.
Acht Millionen Konsumkredite in einer Höhe von durchschnittlich 10.272 Euro haben die Bundesbürger 2017 aufgenommen. Im Schnitt waren das 47 Euro mehr als im Vorjahr. Trotz der durchschnittlich steigenden Kreditsumme wurden wie im Vorjahr 2016 97,8 Prozent der Kredite ordnungsgemäß bedient und wie vereinbart zurückgezahlt. Das zeigen die Ergebnisse des Kreditkompasses der Schufa, über der tagesspiegel.de berichtete.
Die Zahl der Ratenkredite nahm seit 2016 mit 17,9 Millionen um 3,5 Prozent zu. Die durchschnittliche Restschuld lag laut der Schufa vorliegenden Zahlen um 562 Euro höher als im Vorjahr bei 11.355 Euro.
Michael Freytag, Vorsitzender des Vorstands der Schufa Holding beschreibt die deutschen Verbraucher als verantwortungsvolle, “sehr zuverlässige Kreditnehmer”. Die guten Ergebnisse wertete er bei der Präsentation des Kreditkompasses zugleich als eindeutigen Beleg für die gute Funktionalität des deutschen Kreditsystems und die verantwortungsvolle Prüfung einer Kreditvergabe durch die Kreditgeber.
Am stärksten wurden 2017 wie im Vorjahr Kredite mit einer Kreditsumme von mehr als 10.000 Euro nachgefragt. 36,3 Prozent aller neu abgeschlossenen Kredite fielen 2017 in diese Kategorie. 24,7 Prozent der Kredite wurden für eine Summe von 3.000 bis 10.000 Euro angefragt, 24,1 Prozent für Beträge unter 1.000 Euro.
Anhand der Bankanfragen zur Bonität der Verbraucher lässt sich gut erkennen, dass deren Zahl 2017 mit 27 Millionen einen Höchstwert erreichte. Das liegt auch an der hohen Zahl der Jüngeren, die solche Anfragen stellen. Die Schufa vermutet, dass gerade junge Menschen die gewachsene Zahl der Möglichkeiten nutzen, Kreditkonditionen digital anzufragen. Die Bundesbürger entscheiden sich dem Kreditkompass zufolge also nicht leichtfertig für einen Kredit. Vor der Aufnahme eines Ratenkredits für eine größere Anschaffung wie die eines Autos, eines Fernsehers oder von Mobiliar prüfen sie die Konditionen der Kredite sorgfältig.
In allen Altersgruppen hat sich die Rückzahlungsquote verbessert
Vor allem den jüngsten Konsumenten stellt die Schufa ein gutes Zeugnis aus. Sie sind besonders verlässliche Kreditnehmer. 98,2 Prozent der Kreditnehmer im Alter von 18 und 19 Jahren zahlen ihre Darlehen pünktlich zurück und beweisen, dass sie ihre Finanzen fest im Griff haben. Die für sie ermittelten Rückzahlungsquoten liegen deutlich über dem Durchschnitt. Ähnlich zuverlässig sind die ab 45-Jährigen.
Die verlässliche Rückzahlung der Darlehen hebt die allgemeine Kreditwürdigkeit der Deutschen. Zu 90,6 Prozent aller 67,5 Millionen bei der Schufa registrierten Verbraucher liegen keine Informationen zu Zahlungsstörungen vor. Zu dieser großen Mehrheit sind nur positive Informationen gespeichert.
Zu 4,4 Prozent der Verbraucher bestehen sogenannte “weiche” negative Einträge, die darauf hinweisen, dass Forderungen weiter fällig, angemahnt oder nicht beglichen sind oder gegen die Nutzungsbedingungen eines Giro- oder Kreditkartenkontos verstoßen wurde. Für 4,9 Prozent sind zum Beispiel wegen eines Verbraucherinsolvenzverfahrens “harte” Negativmerkmale gespeichert.
Der Kreditkompass gibt auch Aufschluss über regionale Daten zum Anteil von Menschen mit Zahlungsschwierigkeiten. Liegt der Anteil von Menschen mit Zahlungsstörungen bundesweit im Schnitt bei 9,4 Prozent, erreicht er mit je 12,7 Prozent in Berlin und Bremen vor Nordrhein-Westfalen mit 11,2 Prozent regionale Höchstwerte. Die niedrigsten Quoten weisen Baden-Württemberg mit 7,5 Prozent und Bayern mit 6,9 Prozent auf. Überdurchschnittlich hohe Rückzahlungsquoten ließen sich für den Süden und den Osten Deutschlands ermitteln.
Die Schufa analysiert aufgrund eigener Daten und Umfrageergebnissen des Marktforschungsinstituts forsa das Kreditverhaltens deutscher Verbraucher jährlich. Dabei werden zugleich Befragungen zum Online-Konsumentenverhalten unternommen.
Für private Zwecke nutzen 89 Prozent der Befragten das Internet. 80 Prozent tätigen Einkäufe im Internet. 71 Prozent zahlen die bestellte Ware nach Erhalt per Rechnung. 41 Prozent stimmen einem Lastschrifteinzug zu. 66 Prozent nutzen den Online-Bezahldienst Paypal und 49 Prozent zahlen ihre Einkäufe im Internet mit der Kreditkarte.